Stolpersteine putzen gegen das Vergessen
In diesem Jahr begehen wir zum ersten Mal den 8. Mai als einen offiziellen Gedenktag in Schleswig-Holstein. Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Terrorherrschaft markiert dieses Datum gleichzeitig den Beginn eines freiheitlichen und demokratischen Deutschlands. Als Elmshornerinnen und Elmshorner können wir stolz darauf sein, dass sich unsere Stadt selbst vom Nazi-Regime befreit hat, indem bereits am 4. Mai 1945 eine große weiße Fahne auf dem Turm der Nikolai-Kirche gesetzt und Elmshorn zur „Freien Stadt“ erklärt wurde.
Andererseits mahnt dieser Tag eindringlich dazu, uns an die Menschen und ihre Schicksale zu erinnern, die der Nazi-Diktatur zum Opfer fielen. Es war das erklärte Ziel der Nationalsozialisten, jüdisches Leben auszulöschen und alle Gesellschaftsgruppen, die sich nicht der Nazi-Ideologie unterordneten, verstummen zu lassen. Dies hatte für viele Elmshornerinnen und Elmshorner zur Konsequenz, dass sie aus ihrer Heimat vertrieben, enteignet, politisch verfolgt und schließlich ermordet wurden.
Als Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus hat der Bildhauer Gunter Demnig das Gedenkprojekt der Stolpersteine ins Leben gerufen. Stolpersteine markieren den letzten freiwillig gewählten Ort, an dem die Menschen lebten, bevor sie vor den Nazis flohen oder verschleppt wurden.

Benno Bengalo Wintersteins Vater wurde 1934 wegen „kommunistischer Umtriebe“ verhaftet. Da sein Vater Sinto war, wurden Benno und seine gesamte Familie von den Nazis verfolgt und deportiert.
Damit die Opfer und ihre Schicksale nicht in Vergessenheit geraten, bedarf es einer gemeinschaftlichen Pflege dieser Erinnerung. Daher wollen wir erreichen, dass die Stolpersteine in unserem Alltag sichtbar und ihre Inschriften leserlich bleiben.
Deshalb rufen wir dieses Jahr dazu auf, am 08. Mai die Stolpersteine gemeinsam zu putzen und der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken.
Gemeinsam mit unserem Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann werden wir an diesem Tag die Elmshorner Stolpersteine wiederaufpolieren. Wer dabei sein möchte, meldet sich bitte gerne per E-Mail bei Julian Wollmann .
Wir freuen uns über alle Putzpatinnen und Putzpaten, die sich die Mühe machen, die Stolpersteine in unserer Stadt zu pflegen.
Die Orte der Stolpersteine finden sich auf der Internetseite „spurensuche-kreis-pinneberg.de“.
Antifaschistischer Stadtrundgang
Seit vielen Jahren organisieren Antifaschistinnen und Antifaschisten aus Anlass der Selbstbefreiung Elmshorns Aktionen und Veranstaltungen. So auch in diesem Jahr 2021 am 8. Mai mit einem antifaschistischen Stadtrundgang.
Treffpunkt ist die Nikolaikirche. Um 5 vor 12 werden die Glocken der Kirche läuten, deren Turm erneut mit weißen Fahnen ausgestattet sein wird.
Nach einer Begrüßung geht es zur Geschäftsstelle der IG Metall im Wedenkamp. Die nächste Station ist der Standort des ehemaligen Gewerkschaftshauses in der Schulstraße. Dann geht es weiter zur Norderstrasse am ZOB. Dort befand sich das berüchtigte Sturmlokal der SA Elmshorn. Nach einem weiteren Zwischenstopp am Rathaus, wird der Rundgang mit einer Kranzniederlegung durch den VVN-BdA am Gedenkstein für die Opfer des Faschismus in Elmshorn enden.
Wir laden alle Interessierten dazu ein, unseren stellvertretenden Bürgervorsteher, Thorsten Mann-Raudies, und die Organisator*innen des VVN-BdA, der evangelischen Kirche, des DGB und von ver.di bei diesem Rundgang zu begleiten. Neben Thorsten Mann-Raudies, werden u.a. Vertreter*innen der genannten Organisationen kurze Redebeiträge zum Gedenken an die einmalige Geschichte – die Selbstbefreiung Elmshorns – halten.
Übrigens hat der Ausschuss für Kultur und Weiterbildung auf Antrag unserer Fraktion in seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen, den Gedenktag 8. Mai künftig mit einer jährlich wiederkehrenden, städtischen Veranstaltung zu begehen. Eine – noch zu besetzende – Arbeitsgruppe aus Politik und Zivilgesellschaft wird die konkrete Ausgestaltung dieser Veranstaltungen vornehmen.