Ein sehr spannender Ortstermin: Ich habe die Bäckerei Kolls in Bönningstedt besucht. Bönningstedt gehört ja zu meinem Betreuungswahlkreis. Und hier, am Nordring, werden Brot, Brötchen und Gebäck von Bäckermeister Rainer Kolls und seinen 130 Beschäftigten – davon sind übrigens 30 Prozent Frauen – an sieben Tagen in der Woche gebacken und in die 20 regionalen Filialen gebracht.
Vor allem interessiert hat mich, wie der Familienbetrieb mit Energiekrise und Inflation klarkommt. Der Familienbetrieb ist Kunde der Kieler Stadtwerke. Für dieses Jahr sehe es laut Rainer Kolls noch gut aus, aber wie sich die Preise im kommenden Jahr entwickeln, weiß er noch nicht. Da wünscht er sich für sein Handwerk, das ja durch den Betrieb der Öfen durchaus energieintensiv ist, von der Politik die Vorgaben für mehr Planbarkeit in Sachen Energie und auch schnell ein System, um Entlastungen schnell umzusetzen. Dafür setze ich mich ein. Und auch bei einem anderen Punkt stehe ich an seiner Seite: Firma Kolls hat Sonnenkollektoren auf dem Flachdach des Betriebsgebäudes installieren lassen. Da könnte mehr passieren, wenn es endlich mehr Möglichkeiten für eine bessere Einspeisung und Speicherung der Solarenergie geben würde. So hemmen bürokratische Hürden und auch nicht vorhandene Leitungen die Innovation von Unternehmen. Ein hausgemachtes Problem, liebe Landesregierung – da muss deutlich mehr passieren. Denn wenn der Wille zur Modernisierung bei mittelständischen Familienunternehmen, von denen wir im Kreis Pinneberg und ganz Schleswig-Holstein ja jede Menge haben, schon da ist, muss dies kräftiger unterstützt werden!
Apropos Innovation: Kolls möchte auch gerne Elektrofahrzeuge für den Transport der Backwaren anschaffen. Nur ist es bislang so, dass die schweren Batterien dafür sorgen, dass weniger Waren zugeladen werden können. Für größere Fahrzeuge brauchen die Fahrer möglicherweise andere Führerscheine. Ebenfalls ein hausgemachtes, bürokratisches Problem. Und auch da werde ich mal nachhaken.
Was nun die Inflation angeht: Wie mir Rainer Kolls mitteilt, haben sich besonders Rohstoffe, wie Zucker, Butter und Eier verteuert. Sahne ist ebenfalls teurer geworden, weil es an Verpackungen fehlt. Die Milch erhält Kolls von einem regionalen Bauernhof – was wiederum Kosten spart, weil die Anfahrt günstig ist und auf die Verpackung verzichtet werden kann. Hier zeigt sich: Regionalität zahlt sich für Unternehmen aus. Auch diese Entwicklung muss die Landesregierung mehr fördern!
Bei einer interessanten Betriebsführung lerne ich nicht nur die Abläufe der Bäckerei kennen, sondern auch einige MitarbeiterInnen. Es könnten mehr Fachkräfte sein, Azubis werden gesucht, so Rainer Kolls. Gerne auch Menschen mit Migrationshintergrund. Da hat Rainer Kolls gute Erfahrungen gemacht. Auch bei diesem Thema gibt es ein Problem: Die Azubis mit Migrationshintergrund, die noch nicht lange in Deutschland leben, machen eine gute Arbeit, tun sich aber sehr schwer bei Prüfungen mit der fachlichen Sprache. Da ist das Bildungsministerium gefragt. Wir brauchen mehr Förderprogramme, sonst geht uns ein großes Potenzial an Fachkräften verloren.
Sehr nett ist dann eine Begegnung mit der fast 18-jährigen Auszubildenden Virginia Czerniecky. Sie will Bäckerin werden und hat mit 15 Jahren ihre Lehre bei Kolls begonnen. Ihre Berufsperspektiven mit der Ausbildung seien gut, so Chef Rainer Kolls. Auch in seinem Betrieb, wo es langjährige Mitarbeiter wie zum Beispiel den Bäcker Rolf Pfingsten gibt, der seit mehr als 25 Jahren im Unternehmen tätig ist. Damit sich die Mitarbeitenden wohl fühlen, bietet der Betrieb ein Incentive-Programm. Auch hierbei könnten andere Betriebe unterstützt werden.
Mein Fazit: Mittelständische Unternehmen müssen mehr in den Fokus der Landesregierung rücken. Sie dürfen mit ihrem Innovationswillen und dem Bestreben, MitarbeiterInnen auszubilden und ihnen eine Perspektive zu bieten, nicht allein gelassen werden.
Und: Die Energiewende, liebe Landesregierung, wird auch in diesen Betrieben vorangetrieben. Kräftigere Unterstützung tut Not! Ich werde mich dafür stark machen!