Meine Wochennotizen

Woche 43 – 2022 |24. – 30. Oktober

Montag, 24. Oktober:

Wir starten unsere Fraktionsreise nach Dänemark.
Schwerpunkt unserer Reise ist das Thema Energiewende. Dänemark gilt als Pionier der nachhaltigen Energie. Wie Deutschland steht auch Dänemark vor der Herausforderung, die Wirtschaft zu dekarbonisieren. CO2-Emissionen in den Bereichen Energie, Heizen, Industrie und Mobilität müssen in Zukunft deutlich reduziert werden.
Unser erster Stopp ist die Syddansk Universitet (SDU) in Sonderburg. Hier informieren wir uns über das „Project Zero“. Die Kommune hat einen Masterplan entwickelt und will die Vision eines CO2-neutralen Sonderburg im Jahr 2029 verwirklichen. Ein ehrgeiziges Vorhaben! Das geht beispielsweise, wenn Überschusswärme von Unternehmen im Fernwärmenetz genutzt wird. Dies geschieht bereits im Zusammenhang mit den Rechenzentren von Danfoss.
Ein weiteres wichtiges Element ist die Möglichkeit, synthetischen Biokraftstoff mittels sogenanntem Power-to-X herzustellen, bei dem überschüssiger Strom aus der Ökostromproduktion Wasserstoff aus Wasser trennen kann, das zusammen mit CO2 aus der Biogasproduktion zu Biokraftstoff werden kann.
BürgerInnen und Unternehmen in der Region Sonderburg haben den Energieverbrauch der Region durch Energieeffizienz und Einsparungen bereits um 17 Prozent gesenkt. Ich bin beeindruckt!
Danach fahren wir nach Esbjerg. Dort besuchen wir das Kommunalunternehmen „DIN Forsyning“, das das Nahwärmenetz in Esbjerg betreibt. Esbjerg hat eine lange Tradition als Energiemetropole – die Öl- und Gasindustrie ist hier stark verwurzelt. Das jetzige Kraftwerk erzeugt Strom und Wärme aus Steinkohle. Damit deckt das Kraftwerk etwa die Hälfte des Fernwärmebedarfs der Stadt und näheren Umgebung ab, die andere Hälfte liefert eine Abfallverbrennungsanlage. Weil Esbjerg bis 2030 klimaneutral werden will, wird die Energieversorgung umgebaut. Bereits im nächsten Jahr soll das Kohlekraftwerk stillgelegt werden. Statt Kohle soll dann Windstrom genutzt werden, um die benötige Fernwärme zu erzeugen.
Beim gemeinsamen Abendessen mit dem Wirtschaftsförderer der Stadt Esbjerg gibt es noch Infos zur Entwicklung des Hafens.

Dienstag, 25. Oktober

Weiter geht es mit dem Bus nach Kopenhagen.
Die Stadt Kopenhagen sieht sich eine der nachhaltigsten und energieeffizientesten Städte der Welt. Gemäß seinem „Carbon Neutral by 2025 Plan“ hat Kopenhagen das Ziel, bis 2025 die erste CO2-neutrale Hauptstadt zu werden. Zu den Initiativen, die dazu beigetragen haben, dieses Ziel zu unterstützen, gehören Kopenhagens umweltfreundliche Transportmittel, die Sensibilität für den Klimawandel, eine nachhaltige Stadt-Sanierung und effiziente Energienutzung.
Hier steht Nachhaltigkeit auf dem Programm, daher treffen wir Leute von „Sustain“. Das Unternehmen bietet Energieberatung für Mehrfamilienhäuser als Komplettservice an – von der Beratung und Finanzierung bis zur Baubetreuung. EigentümerInnen und MieterInnen werden in die Planung der Projekte einbezogen und profitieren von niedrigen Energiekosten. Eine tolle Idee!
Bei so viel Input genieße ich die Mittagspause und ein wenig freie Zeit. Am Nachmittag treffen wir Kristina Birke Daniels vom Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung in Stockholm. Sie informiert uns über die politische Situation in Skandinavien, insbesondere nach den Wahlen in Schweden. Auch in Dänemark sind in der kommenden Woche Parlamentswahlen.
Abends ist ein Essen mit dem deutschen Botschafter.

Mittwoch, 26. Oktober:

…besuchen wir das „House of Green“. Es ist ein einzigartiges Besucherzentrum, ein Showroom, in dem dänische Unternehmen und öffentliche Institutionen internationale Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik begrüßen und ihnen die Potenziale der vielen grünen Technologien vorstellen können. Wir bekommen einen Überblick über die Struktur der dänischen Energiewirtschaft und die Planungen Richtung Klimaneutralität. Besonderer Schwerpunkt: Die Entwicklung der Fernwärmeplanung in den letzten fünfzig Jahren und die Umstellung der Kraftwerke auf erneuerbare Energien.
Im Anschluss fahren wir zur Müllverbrennungsanlage in Amager. Die wurde 2017 eröffnet und ist von fast jedem Ort in Kopenhagen zu sehen. Die Anlage ist mit den neuesten Technologien in der Abfallbehandlung und Energieerzeugung ausgestattet und beliefert 150.000 Haushalte in Kopenhagen mit Strom und Fernwärme. Der Clou: Auf dem Dach befindet sich eine künstliche Skipiste – deswegen heißt die Anlage auch „CopenHill“. Mit einem Glaslift geht es durch das das Innere des Kraftwerks fast 90 Meter hoch, oben bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die Stadt bis hinüber nach Schweden. Wow!
Zwischen zwei Terminen ist auch noch Zeit für einen kurzen Besuch bei den Kopenhagener SozialdemokratInnen.

Donnerstag, 27. Oktober:

Wir besuchen das Minderheitensekretariat – offiziell das „Sekretariat der deutschen Volksgruppe“ in Kopenhagen. BDN-Sekretariatsleiter Harro Hallmann berichtet über seine Arbeit für die deutsche Minderheit in Nordschleswig. Danach geht es nach Hause.
Mein Fazit: In Dänemark werden die großen Klima-Probleme nicht nur gesehen – hier wird an Lösungen gearbeitet. Das sehe ich bei unserer Landesregierung, die ALLES aussitzt, NICHTS anpackt und bei Entscheidungen zu wichtigen Themen auf den Bund setzt, nicht!
Zuschüsse für Wärmepumpen und Wallboxen sind schön und gut, aber das bringt uns nicht genug voran. Der Staat muss mehr Verantwortung übernehmen. Wärmeplanung muss in großem Stil erfolgen. Auch die Frage der Finanzierung der Fernwärmenetze und die Festlegung der Preiskalkulation gehören dazu. Dabei sind alle staatlichen Ebenen gefordert, und kommunales Kirchturmdenken darf die große Lösung nicht behindern. Aber – und das habe ich am Beispiel Sonderburg gelernt: Auch Kommunen können ihren Teil zur Lösung beitragen.

Freitag, 28. Oktober:

Ich erledige heute viel Schreibtischarbeit und bereite Termine für die kommende Woche vor. Abends ist Chorprobe.

Sonnabend, 29. Oktober:

Heute ist abschließende Redaktionsrunde für das Kommunalwahlprogramm in Elmshorn. Danach besuche ich meine Mutter.
Später fahre ich Möbel aussuchen, denn in den Ferien wurde mein Arbeitszimmer renoviert.

Sonntag, 30. Oktober:

Dank der Zeitumstellung habe ich eine Stunde gewonnen. Ich genieße das warme und sonnige Wetter im Garten und trinke in aller Ruhe meinen Kaffee. Nachmittags mache ich mit meiner Mutter einen Spaziergang.
Außerdem gehe ich zum Abschlusskonzert der Chansonwerkstatt.