Woche 26 – 2023 | 26. Juni – 2. Juli
Montag, 26. Juni:
Die Woche beginnt wieder herrlich im Elmshorner Freibad mit Schwimmen. Danach habe ich eine Videokonferenz, in der der Zusammenarbeits-Ausschuss mit Hamburg, der am Freitag tagt, vorbereitet wird.
Danach Finanzausschuss: Der steht am Donnerstag auf der Tagesordnung. Da ich dann nicht da bin, bereite ich die Themen mit meinem Referenten und den AbgeordnetenkollegInnen vor.
Reisevorbereitungen stehen auch noch an.
Abends nehme ich an der Fraktionssitzung im Rathaus Elmshorn teil.
Dienstag, 27. Juni:
Heute startet die Reise nach Südtirol mit dem Ältestenrat.
Warum fahren wir ausgerechnet dorthin? Bereits seit 2017 herrscht ein enger Kontakt zu PolitikerInnen in dieser Region. Deswegen ist der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Südtiroler Landtages ein Schwerpunkt der fünftägigen Reise.
Die Gemeinsamkeiten der beiden Parlamente sind darin begründet, dass der Südtiroler Landtag in Italien verfassungsbedingt ebenso weitreichende Befugnisse hat wie der Schleswig-Holsteinische Landtag im föderalen System Deutschlands und vergleichbare Gesetzgebungskompetenzen genießt. Überdies gibt es auch in Sachen Tourismus sowie in Fragen des Zusammenlebens verschiedener Minderheitskulturen (in Südtirol: italienisch, deutsch, ladinisch) vergleichbare Interessen und Arbeitsschwerpunkte.
Ich fahre erst einmal mit der S-Bahn zum Flughafen. Hier treffe ich die Delegation. Das Flugzeug startet mit etwas Verspätung, sodass wir am frühen Nachmittag in Bozen sind. Die Sonne brennt, es ist ganz schön heiß!
Nach dem Einchecken im Hotel besuchen wir erst einmal „Ötzi“, die Gletschermumie aus der Kupferzeit, im Südtiroler Archäologiemuseum. Die Ausrüstung und Kleidung der Gletschermumie erlauben einen einzigartigen Blick in die Jungsteinzeit vor 5300 Jahren. Spannend! Ich war vor 20 Jahren schon mal hier, da ich mich sehr für Geschichte und Archäologie interessiere. Ich bin überrascht, welche neuen Forschungsergebnisse es gibt. Inzwischen ist der „Mann aus dem Eis“ ein Publikumsmagnet – es wird über ein neues Museum nachgedacht, weil das bisherige Gebäude nicht mehr für die wissenschaftlichen Anforderungen ausreicht, die Präsentation modernisiert werden müsste und es auch zu wenig Raum für die BesucherInnen gibt. Das beunruhigt jedoch die Innenstadt-Kaufleute, denn das Museum liegt sehr zentral in der Fußgängerzone im Zentrum Bozens.
Dann haben wir vor dem ersten Treffen mit Abgeordneten des Südtiroler Landtags ein bisschen Freizeit. Und es gibt ein schönes Abendessen.
Mittwoch, 28. Juni:
Los geht es mit dem Besuchsprogramm.
Wir schauen uns das Nature of Innovation (NOI)- Center an. Hubert Hofer, der stellvertretende CEO, führt uns herum. Der Tech-Park wurde auf dem Gelände einer ehemaligen Aluminium-Hütte errichtet. Der Park ist voll ausgelastet und wird ständig erweitert. Es gibt sogar eine Warteliste.
Was mir besonders gefällt, ist ein Mini-Lab für Kinder, das von vielen Schulen der Region als außerschulischer Lernort genutzt wird. Die Kinder können lernen, wie man programmiert, einen Roboter baut und vieles mehr rund um das Thema Technik.
Außerdem finde ich das Konzept von NOI interessant: Start-Ups werden in wirtschaftlicher, rechtlicher, wissenschaftlicher und menschlicher Hinsicht begleitet. Dabei werden auch „echte“ Firmen eingebunden, um zum Beispiel die Umsetzungsmöglichkeiten oder Kosten einer Idee direkt zu bewerten.
Ich bewundere außerdem die Architektur. Die Gebäude sind denkmalgeschützt, mit einem modernen Um- und Anbau. Es gibt besonders tolle energetische Lösungen: Weil die alte Glasfassade der Häuser unter Denkmalschutz steht und nicht energetisch zu sanieren ist, hat man drinnen einen Glaskubus eingebaut, in dem dann die Büros sind.
Im NOI wird eng mit der Universität zusammengearbeitet. Wir besichtigen Labore und sprechen mit einer Professorin.
Nach einer Kaffeepause gehen wir zum EURAC-Research, einer privaten Forschungseinrichtung, angesiedelt beim NOI.
EURAC Research entstand 1992 mit zwölf MitarbeiterInnen als privatrechtlicher Verein für angewandte Forschung. Heute gibt es hier mehr als 600 Forschende aus 46 Nationen. Aus anfänglich drei Forschungsfeldern – Minderheiten und Autonomie, Sprache und Recht sowie Alpine Umwelt – sind bis heute elf Institute und sechs Center hervorgegangen. Man arbeitet mit internationalen Organisationen zusammen, wie der Alpen- und der Karpatenkonvention, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP), der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) und anderen Weltraumagenturen. EURAC Research ist außerdem offizieller Dienststandort der Vereinten Nationen und einziger Sitz der UNU (United Nations University) in Italien. Außerdem bestehen Kooperationen mit dem Europarat und anderen europäischen Institutionen.
Ich bin total geflasht vom terraX-Cube. Das ist ein Extremklimasimulator. Dort finden Übungen für die Bergwacht statt, und es gibt Tests von Ausrüstung unter extremen Bedingungen. Man schaut sich auch an, wie sich Pflanzen und Mikroorganismen an den geringen Luftdruck in der Höhe anpassen. Denn bestimmte Pflanzenarten wandern aufgrund des Klimawandels immer weiter nach oben. Beeindruckend!
Am Nachmittag geht es zum Südtiroler Landtag. Wir sprechen mit Präsidium und Fraktionsvorsitzenden. Besonders interessant finde ich dann den Austausch über den Autonomiestatus von Südtirol.
Südtirols Autonomie beruht auf drei Rechtsnormen: der italienischen Verfassung, dem Pariser Vertrag von 1946 und dem Zweiten Autonomiestatut.
Der Pariser Vertrag ist von grundlegender Bedeutung für Südtirols Autonomie und deren internationale Absicherung. Er schreibt die volle Gleichberechtigung zwischen den Sprachgruppen Südtirols fest. Die Rechte, die die italienischsprachigen EinwohnerInnen genießen – so der Wortlaut des Vertrages – stehen auch den deutschsprachigen EinwohnerInnen zu – und das gilt auch umgekehrt. Mit dem Pariser Vertrag wurde der Grundstein für eine Autonomie gelegt, die allen BewohnerInnen Südtirols gewährt wird.
Das so genannte „neue Autonomiestatut“ von 1972 bildet heute die Grundlage des Minderheitenschutzes in Südtirol. Das Statut trat am 20. Januar 1972 in Kraft und übertrug dem Land Südtirol klar definierte Zuständigkeiten.
Danach erwartet uns Landeshauptmann Arno Kompatscher. Mit ihm führen wir ein Gespräch über aktuelle politische Fragen, zum Beispiel dem Klimaplan für Südtirol, erneuerbare Energie aus Wasserkraft, Tourismus und auch Kita-Politik.
Abends ist ein gemeinsames Essen der Delegationen.
Donnerstag, 29. Juni:
Wir verlassen Bozen und fahren in die Natur. Denn heute geht es um Natur- und Umweltschutz, nachhaltigen Tourismus, den Wolf und – leider – um die Folgen des Klimawandels.
Wir fahren ins Gadertal, nach St. Vigil in Enneberg – mitten im drittgrößten Naturpark Südtirols, dem Naturpark Fanes-Sennes-Prags. Das ist ein beliebter Urlaubsort für Wanderer, Mountainbiker und Naturgenießer, wie mich. Es ist auch das Reich der Fanes, eine der schönsten Landschaften Südtirols und Schauplatz einer berühmten Dolomitensage.
Wir starten unsere Tour am Naturparkhaus und führen ein Gespräch mit Bürgermeister Felix Ploner. Der begrüßt uns auf Ladinisch, denn das Gadertal ist eines der Ladinischen Täler, in denen noch die Minderheitensprache Ladinisch gesprochen wird. Später geht es rauf zur Schutzhütte Lavarella. Dort gibt es ein Treffen mit Mitarbeitern der Forstverwaltung. Wir werden über den Wolf, den Wald und den Borkenkäfer informiert. Und Naturführer Matteo Rubatscher macht mit uns eine Wanderung.
Am Abend haben wir ein Treffen mit Werner Call, dem Präsidenten der Tourismusorganisation St. Vigil in Enneberg.
Freitag, 30. Juni:
Heute geht es zunächst um das Thema Kultur: Wir besuchen das Kloster Neustift. Besonderes Highlight: Im Frühjahr 2021 wurde bei Renovierungsarbeiten zufällig ein „Chinesisches Kabinett“ entdeckt. Im Vorraum des Bibliothekssaals, unter sieben Putzschichten, wurden Wandmalereien von ca. 1775/80 freigelegt. Sie zeigen chinesisch inspirierte Alltagsszenen und exotische Vögel und machen deutlich, wie sehr der Ferne Osten die Europäer der Rokoko- Zeit faszinierte. Die Darstellungen verweisen auf die vier Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer. Sowas gibt es eigentlich sonst nur in Schlössern. Es wird vermutet, dass dies den Nachfolgern des Erbauers wohl peinlich war. Deswegen wurden die Malereien überputzt. Sie sind aber wunderschön!
Nach dem Mittag geht es zur Baustelle des Brenner-Basistunnels: Unter dem Brennerpass entsteht die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt für den Güter- und Personenverkehr. Er verläuft zwischen Innsbruck und Franzensfeste auf einer Länge von 55 Kilometern. Los geht es am Infopoint in der Festung von Franzensfeste. Zunächst gibt es einen Vortrag, dann ziehen wir uns um, erhalten Helm, Warnweste und Sicherheitsstiefel. Dann fahren wir zur Baustelle nach Mauls und werden in den Tunnel geführt.
Echt beeindruckend, was IngenieurInnen schaffen können! Gearbeitet wird jedoch unter extremen Bedingungen: Es ist heiß, staubig und dunkel.
Dann fahren wir zur letzten Station nach Brixen. Nach dem Einchecken im Hotel unternimmt Dr. Hans Heiss, Historiker und ehemaliger Abgeordneter des Südtiroler Landtages, mit uns einen Stadtrundgang.
Rechtzeitig vor dem Gewitterregen sind wir zurück im Hotel zum Abschiedsessen mit Präsidentin Rita Mattei und MdL-KollegInnen aus Südtirol. Ein Gegenbesuch ist schon fest vereinbart!
Sonnabend, 1. Juli:
Ich muss früh aufstehen, denn der Rückflug startet in Innsbruck, da müssen wir erst mal hinfahren. Mit dem Bus geht es über den Brenner.
Wir sind rechtzeitig am Flughafen, aber Flieger hat Verspätung. Das zieht sich leider über den ganzen Tag hin, sodass wir in Frankfurt knapp den Anschluss schaffen. Allerdings kommen die Koffer – hoffentlich – später…
Abends habe ich noch eine Einladung bei einem Freund.
Sonntag, 2. Juli:
Ich warte auf meinen Koffer.
Abends fahre ich nach Lübeck zum SHMF- Eröffnungskonzert.